Wie sehen praktikable Lösungen aus? Wie kann eine verpflichtende Abgabe der Smartphones organisiert werden?
Es gibt verschiedene Lösungen, um die Abgabe bzw. das Wegschließen von Smartphones praktisch umzusetzen. Hier sind einige Optionen mit ihren Vor- und Nachteilen:
1. Smartphone-Locker
Smartphone-Locker sind kleine, abschließbare Fächer, die fest im Klassenzimmer installiert sind. Jede Schülerin und jeder Schüler legt sein Handy morgens in ein zugeordnetes Fach, das nur mit einem Schlüssel oder Code geöffnet werden kann.
Vorteile:
Sicherheit: Die Smartphones sind relativ sicher aufbewahrt und können nicht ohne weiteres entwendet werden.
Übersichtlichkeit: Da jeder ein eigenes Fach hat, funktioniert die Ausgabe bei Schulschluss schnell.
Nachteile:
Platzbedarf: Die Locker benötigen Platz und müssen fest installiert werden. Das kann aufgrund baulicher Gegebenheiten u.U. schwierig sein.
Aufwand: Das Verwalten der Schlüssel oder Codes kann zusätzlichen organisatorischen Aufwand verursachen.
Organisatorischer Aufwand: Es braucht eine Vertrauensperson, die mit den Schüler:innen wieder zum Klassenzimmer zurückkehrt am Ende des Schultages.
Keine Flexibilität: Soll im Unterricht mit den Smartphones gearbeitet werden, ist dies nur möglich, wenn die Klasse im Klassenzimmer Unterricht hat.
2. Holzkästen als Handygarage im Klassenschrank
Eine „Handygarage“ aus Holz besteht aus einem Kasten mit mehreren Fächern, in die die Schüler:innen ihre Smartphones bei Schulbeginn stecken können. Diese Kästen werden dann im Klassenschrank verwahrt und erst nach Schulschluss wieder ausgegeben.
Vorteile:
Günstig und einfach: Solche Holzkästen sind kostengünstig und können einfach selbst gebaut oder natürlich auch gekauft werden.
Platzsparend: Im Klassenschrank findet sich bestimmt ein Platz für einen Holzkasten.
Gut zum Testen: Wenn eine Schule das Prinzip Smartphonefreie Schule einmal ausprobieren möchte, ist es mit Kästen ohne großen finanziellen und planerischen Aufwand möglich.
Nachteile:
Sicherheitsrisiko: Klassenschränke sind meist nicht besonders gesichert und leicht zu öffnen.
Organisatorischer Aufwand: Es braucht eine Vertrauensperson, die den Schrank auf- und zuschließt und mit den Schüler:innen wieder zum Klassenzimmer zurückkehrt am Ende des Schultages.
Keine Flexibilität: Soll im Unterricht mit den Smartphones gearbeitet werden, ist dies nur möglich, wenn die Klasse im Klassenzimmer Unterricht hat.
3. Stofftaschen im Klassenzimmer
Stofftaschen ähneln großen Adventskalendern. Sie hängen im Klassenzimmer an der Wand. Jede Stofftasche ist nummeriert, und die Schüler:innen stecken ihre Smartphones morgens in ihre zugeordnete Tasche.
Vorteile:
Kostengünstig
Einfach umzusetzen
Flexibilität: Geräte können schnell für den Unterricht hervorgeholt werden.
Nachteile:
Die Smartphones sind immer noch in Sichtweite und daher potentiell ablenkend.
Sie sind nicht sicher verwahrt.
Schüler:innen nehmen ihre Smartphones mit, wenn sie das Klassenzimmer verlassen (da sie ja nicht verschlossen aufbewahrt werden). Daher sind Smartphones zwischen dem Unterricht, in den Pausen und auf den Toiletten weiterhin nutzbar und somit nicht Away for the day.
4. Yondr Taschen
Yondr ist ein innovatives System, das die Smartphones der Schüler:innen in speziellen, magnetisch verschließbaren Taschen aufbewahrt. Diese Taschen lassen sich nur mit einem speziellen Gerät wieder öffnen, so dass während des Schultages keinerlei Zugriff auf das Smartphone möglich ist.
Vorteile:
Sicherheit: Die Smartphones verbleiben bei den Schüler:innen. Es gibt kein Problem mit Haftung und Versicherung.
Platzsparend: Da die Smartphones bei den Schüler:innen verbleiben, wird kein Platz im Klassenzimmer oder im Klassenschrank benötigt.
Flexibilität: Falls die Smartphones für den Unterricht genutzt werden sollen, können die Yondr Taschen schnell entsperrt werden.
Kein Zurückkehren zum Klassenzimmer erforderlich: Wenn in jedem Klassenzimmer ein Entsperrungsgerät vorhanden ist, können Schüler:innen direkt nach der letzten Stunde ihr Gerät entsperren und nach Hause gehen.
Individualisierung: Yondr Taschen können individualisiert werden für die jeweilige Schule.
Nachteile:
Kosten: Die Anschaffung von Yondr-Taschen und dem entsprechenden Entsperrungsgerät kostet mit ca. € 28,- pro Tasche etwas mehr als Holzkästen und Handylocker. Schulen müssen die Taschen entweder selbst anschaffen, oder die Eltern müssten zu Schulbeginn eine Tasche erwerben. Diese kann natürlich für mehrere Jahre genutzt werden.
Umgehung: Findige Schüler:innen könnten Wege finden, den Magnetverschluss zu öffnen oder die Tasche öfter „vergessen“.
Die Wahl der besten Methode zur Durchsetzung einer verpflichtenden Abgabe der Smartphones hängt von mehreren Faktoren ab wie etwa der Größe der Schule, dem verfügbaren Budget und den spezifischen Bedürfnissen der Schulgemeinschaft.
Locker und Yondr Taschen bieten eine höhere Sicherheit, sind jedoch mit höheren Kosten verbunden als Holzkästen. Holzkästen sind kostengünstigere und einfach umsetzbare Optionen, bieten aber weniger Schutz vor Diebstahl und könnten daher die Frage nach der Haftung bei Verlust oder Beschädigung aufkommen lassen.
Alle Optionen stellen aber sicher, dass private Smartphones nicht während des Unterrichts oder der Pausen genutzt werden können – eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu bloßen Verboten.
Die Wahl der richtigen Lösung sollte immer auch die Bedürfnisse der Schüler:innen berücksichtigen, um eine nachhaltige und funktionierende Regelung zu schaffen.